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Matrosenleben

Ein Compendium von Ragnhildt Reepschläger

Herkunft:

Die meisten meiner Kameraden sind 7. Sohn oder 5. Tochter einer Großfamilie und mangels Alternativen zur Marine gegangen. Bei der Marine zu sein ist allerdings ein respektabler Beruf, es gibt - soweit mir bekannt - in der Flotte keine "Gepressten". Die meisten dürften Ostarier sein, möglicherweise gibt es Versprengte aus anderen Gegenden Heligonias. Die Leute haben oft maritimen Hintergrund - Hafenstädte an Meer, See und Fluss, Fischer- und Handelsfahrer, schiffsnahe Handwerker oder romantische Freiheitssucher. Die praktisch veranlagte Sorte bitte.

Religion:

Wir haben beides an Bord, sowohl Ogeden als auch Ceriden. Der entspannte Umgang zwischen beiden Religionen liegt wohl daran, dass wir alle im gleichen Boot sitzen. Und auch gemeinsam untergehen können – also stellt man sich am besten mit beiden Seiten gut. Sonst spielt das Thema eigentlich kaum eine Rolle.

Namen:

Teilweise sprechen wir uns mit den Nachnahmen an, das hat sich so eingebürgert, manche auch mit dem Vornamen, manche haben sogar nur einen Vornamen. Und ein paar machen sich einen Namen, der dann mehr oder weniger freiwillig hängenbleibt.

Aufgaben:

Die meisten von uns sind entweder von der "Redon" oder der "Brassach". Von Beruf sind wir einfach Voll- oder Leichtmatrose, allerdings sind auch viele Spezialisten unter uns wie Schiffszimmermann, Segelmacher, Geschützbedienung oder Smutje.

Disziplin:

Hat für Seeleute eine andere Bedeutung als für Soldaten. Gefragt sind nicht leerer Drill und glänzende Knöpfe, sondern zur rechten Zeit im gleichen Takt am rechten Tau ziehen, auch bei Sturm aufentern und alle zugleich das Ruderblatt eintauchen. Es geht ums Funktionieren des Schiffes, in manchen Situationen hängt das Leben von allen davon ab. Zackiges Grüßen ist nicht so wichtig, es geht um gute Arbeit und eine funktionierende Mannschaft.

Also: wir stehen, nicht stramm, aber wir treten (dann schon auch) an. Wir marschieren nicht, aber wir laufen schon, wenn jemand was sagt. Daß wir so ähnlich angezogen sind, liegt nicht an einer Uniformierung, sondern weil es schmuck aussieht, und weil die Marine uns die Stoffe austeilt...

Ordnung:

Alles, was nicht ordentlich verstaut und vertäut ist, fliegt bei schwerer See durchs Schiff, geht über Bord, verletzt Leute oder sorgt für Schlagseite beim Schiff - oder schlägt gar durch die Bordwand. Der Raum auf dem Schiff ist sehr beschränkt, die meisten Dinge werden von vielen Leuten benutzt. Ordnung ist also nicht Drill oder Selbstzweck, sondern einfach wichtig. Und schließlich hat man als Marine auch einen Ruf zu verlieren... Shipshape! Wir wollen doch nicht aussehen wie ein Trupp verdammter Marquis!

Stolz und Stellung:

Wir wissen genau, was wir wert sind. Und die Offiziere wissen es auch! Jeder erfüllt seine Aufgabe, die Vollmatrosen sind Spezialisten und müssen eine Menge können. Und ohne uns fährt kein Schiff nirgendwo hin. Basta.

Die Matrosen, die mit bei der Expeditionsflottille sind und dann auch noch mit auf die Landungsexpedition gehen, sind sicher nicht die Quertreiber und Aufrührer aus der Mannschaft, sondern die Verläßlichen und Gutwilligen - was Schabernack und Unfug nicht ausschließt.

Sich kennen:

Wir kennen uns - wir haben keine Chance, uns nicht zu kennen, da wir die ganze Zeit auf engstem Raum leben. Wir wissen, wie der andere atmet, welchen Witz er wann machen wird, was auch immer er zu erzählen hat, wir haben es schon gehört, vermutlich mehrmals..... Verstellen ist sinnlos. Dementsprechend wird "fein tun" gar nicht gerne gesehen.

Umgangston:

Unter Kumpels: rauh, aber herzlich - unter Nicht-Kumpels: rauh oder gar nicht. Mit Offizieren: Respektvoll aus Tradition, und weil die Kerle (und Damen) Rum und Strafen verteilen. Offiziere mit uns: Sachlich, meist eher streng. Die Kunst ist, das wohlmeinende, kumpelhafte Angebrülltwerden vom "nun wird es echt eng für dich, Freundchen" richtigen Angebrülltwerden zu unterscheiden und daher zur rechten Zeit mit Johlen oder der völligen Unschuldsmiene zu reagieren..... Mit Seesoldaten: die sind schon in Ordnung, und immer so schmuck - aber halt keine Matrosen, an Bord eher so was wie Ballast. Und dass die Armen immer so schön stramm stehen müssen....Mit Fremden: Je nach Optik - sieht es nach Offizier aus oder so was ähnlichem, siehe dort. Sieht es nach normalem Mensch aus - siehe Kumpels. Mit etwas Mitleid vielleicht - schließlich ist der andere nur ein Landlubber.

Essen:

An Bord finden sich die Leute, die sich leiden können, in Backschaften zusammen. Wir sind auf einer Landungsmission so wenige, dass wir als eine Backschaft durchgehen - zusammen essen und zusammen halten (zumindest gegen jeden, der von Außen was will). Das schließt Sticheleien zwischen Brassachs und Redons nicht aus.

Saufen:

Eigentlich gibt es gar nicht so viele Gelegenheiten dazu - was nicht heißt, dass wir nicht davon träumen, damit prahlen und Garn darüber spinnen können.

Sich amüsieren:

Aber ja, aber immer - was nutzt uns die Heuer, wenn wir abgesoffen sind? Und so oft ist man schließlich nicht an Land und hat auch noch Freiwache! Her mit dem Spaß. Wer dann dienstunfähig ist, der muss halt die Konsequenzen dafür tragen und Doppelwache gehen oder die Schiffsglocke polieren.

Wache stehen:

Wir stehen Wache, und zwar wirklich. Auch nachts. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn man ist zu viert da draußen. Außerdem gibt’s in jeder Backschaft Frühaufsteher und Spätindiehängemattefaller, so dass sich Pflichten und Vorlieben ganz gut unter eine Mütze bringen lassen. Das wird auch so bleiben, denn ich nehme an, keiner möchte der historische Jammerlappen sein, der seine Wache nicht durchgestanden hat. Apropos:

Tradition:

Die Marine lebt von ihren Traditionen. Und die altgedienten Matrosen sind vehemente Verteidiger der Tradition und der Routine - sonst geht die Flotte nämlich vor die Hunde. Wir wissen, was wichtig ist und was sich nicht gehört.

Seemannssprache:

Backbord, Steuerbord, Bug, Heck und Kombüse weiß nach einem Tag auf See jeder. Dass es Taue gibt und keine Seile, ist auch schnell klar, und wer unsere Flagge "Fahne" nennt, ist schon mal seine Rumration los. Ein paar weitere Vokabeln machen sich ganz gut, um bei den Kumpels nicht völlig als Landlubber dazustehen.