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Befehl & Gehorsam in der Marine

Einführung
Welche Befehle muss ich ausführen, welche nicht?
Wie ist ein Befehl zu geben?
Wer ist für Befehle verantwortlich?
Welcher Befehl gilt?
Wie verhalte ich mich bei ungültigen Befehlen?
Möchte sich jemand beschweren?
Hierarchie an Bord
Befehlsgewalt
Sonderstellung: Wache
Zivilpersonen an Bord
Folgen der Befehlsverweigerung
Zwei Welten auf einem Schiff? Befehle zwischen Seesoldaten und Matrosen
Spezielle Befehle

Einführung
Während ein ziviles Schiff so gebaut ist, dass es mit möglichst wenig Besatzung ein Maximum an Fracht und Passagieren transportieren kann, ist das bei Kriegsschiffen nicht der Fall. Der Platz wird meist vollkommen von sehr großer und schwerer Ausrüstung eingenommen, anstatt Passagieren sind meist nur Seesoldaten an Bord, und die Bauart der Schiffe erfordert erheblichen Aufwand an Personal. In der Tat ist es so, dass auf vielen Kriegsschiffen im Gefecht eigentlich mehr Seeleute gebraucht würden, als überhaupt auf das Schiff passen.
Jeder Seefahrer weiß: Ein Schiff auf See ist eine kleine Welt für sich. Sie kann nur funktionieren und überleben, weil alle genau das tun, was getan werden muss, und weil Befehle ohne Wenn und Aber durchgeführt werden. Würde einmal die Hierarchie und die Disziplin durcheinander geraten, dann wäre das Schiff in höchstem Maße in Gefahr.
Aus diesem Grund ist es eines der wichtigsten Anliegen der Marine, dass die Disziplin in jedem Falle gewahrt wird. Um das zu ermöglichen gibt es eine Anzahl von Regeln, an die jedes Mitglied der ostarischen Marine gebunden ist.
Dem einfachen Besatzungsmitglied sind all diese Regeln in ihrer genauen Ausformulierung meist egal. Der Seemann weiß: Folge allen, die einen höheren Dienstgrad oder mehr Erfahrung haben als du selbst. Mehr muss man nicht wissen. Dem Seemann werden beim Anheuern auf einem Schiff einfach die Personen gezeigt, auf die er zu hören hat, und alles ist geregelt. Damit könnte die Lektüre zu diesem Thema also schon enden.
Ostarien in seiner bürokratischen Dienstbeflissenheit genügt dieser einfache Ansatz natürlich keinesfalls, und so hat jeder Offiziersanwärter auch die Dienstvorschrift "Befehl und Gehorsam" ("DiVo-BefGeho") zu studieren. Mit dem genauen, über fast 50 Seiten ausgedehnten Inhalt soll der geneigte Leser nicht gelangweilt werden. Deshalb ist hier nur eine grobe Zusammenfassung wiedergegeben.
Vor die komplizierte Frage geklärt werden soll, wer wem befehlen darf, sollen ein paar Punkte beantwortet werden, die jeden Seemann quälen.

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Welche Befehle muss ich ausführen, welche nicht?
Ein Sprichwort sagt "Der König und der Kapitän haben die gleiche Macht. Der König im ganzen Land, der Kapitän nur auf seinem Schiff". Prinzipiell muss erst einmal jeder Befehl ausgeführt werden, der erteilt wird. Die Dienstvorschrift sagt, dass Befehle unzulässig sind, die gegen die Halsgerichtsordnung verstoßen und die reine Schikane sind. Andererseits bleibt die Ausnahme offen, dass selbst solche Befehle akzeptabel sind, wenn dadurch größeres Unheil vermieden werden kann. Und es wäre sicher eine ganz dumme Idee, wenn ein Matrose erst mit dem Offizier über die Rechtmäßigkeit des Befehls sprechen möchte. Das könnte als Meuterei gewertet werden. Man tut also gut daran, jeden Befehl auszuführen.

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Wie ist ein Befehl zu geben?
Nur bei klaren Befehl kann man auch eine klare Ausführung erwarten. Deshalb ist es wichtig, dass der Befehl keine Fragen offen lässt, aber trotzdem so kurz und einfach wie möglich gestellt wird. Offene Fragen kosten Zeit und führen zu einer falschen Ausführung.
Folgende Fragen werden von einem guten Befehl beantwortet:

  • Wer hat etwas zu tun?
  • Wann ist etwas zu tun?
  • Wo ist etwas zu tun?
  • Womit ist etwas zu tun?

Je nach Befehl sind einige dieser Fragen hinfällig. Zum Beispiel ist das "Womit?" nur dann interessant, wenn besondere Ausrüstung erforderlich ist. Auch die Frage nach dem "Wann" wird bei vielen Befehlen nicht angesprochen. Es gilt die Regel: Wenn keine Zeit genannt wird, dann ist der Befehl sofort und auf der Stelle auszuführen.
Es ist darauf zu achten, dass die Befehle möglichst kurz und knapp formuliert werden und so eindeutig wie möglich sind.
Beispiel:
Ein Trupp unter Führung eines Offiziers marschiert eine Straße entlang. Der Offizier entscheidet, dass der Trupp anhalten soll. Schlechter Befehl: "Nettes Plätzchen. Ich bin der Meinung, wir sollten langsam hier in der Gegend irgendwo mal Rast machen, oder?" Guter Befehl: "Alles Halt!"

Wirklich wichtig werden aber klare Befehle in kritischeren Situationen. Wenn Gefahr droht, dann ist keine Zeit für schwammige Befehle und unklare Aufträge.
Beispiel:
Im Feldgefecht erkennt ein Offizier, dass eine taktisch wichtige Stelle auf dem Schlachtfeld verstärkt werden muss. Schlechter Befehl: "Wenn jemand Zeit hat, dann geht er mal mit ein paar Mann da rüber zu dem einzelnen Baum und passt da auf". Guter Befehl: "Korporal Wollmann, sie und ihr Trupp rücken zu dem Baum da vorne vor. Dort die Stellung halten. Nehmen die dazu 5 Pavesen mit. Start, sobald ich ihnen ein Zeichen gebe."

In kritischen Situationen hat es sich bewährt, dass der Befehlsempfänger den Befehl wiederholt, damit klar ist, dass der Befehl verstanden wurde. Ansonsten genügt ein "Aye!" zur Bestätigung.

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Wer ist für Befehle verantwortlich?
Dem einfachen Matrosen stellt sich immer wieder die Frage: Wer ist schuld? Wenn jemand einen Befehl bekommt, so hat er ihn auszuführen und nicht über Sinn und Unsinn nachzudenken. Damit ist klar: Wenn der Befehl korrekt ausgeführt wird, dann ist der Befehlsgeber verantwortlich. Wenn der Befehl frei uminterpretiert und nicht korrekt ausgeführt wird, dann muss der Ausführende dafür geradestehen. Zumindest, wenn es schiefgeht.

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Welcher Befehl gilt?
Es kommt immer wieder vor, dass ein Seemann von verschiedenen Seiten Befehle erhält. Manche dieser Befehle haben miteinander nichts zu tun, andere können sich auch widersprechen. Wenn sich Befehle widersprechen oder die Frage auftaucht, welcher Befehl denn nun zuerst zu befolgen ist, greift eine einfache Regel: Der letzte Befehl gilt. Sollten keine weiteren Anweisungen erfolgen, dann wird der letzte Befehl zuerst erledigt. Sollte dieser letzte Befehl anderen Befehlen widersprechen, dann werden diese anderen Befehle automatisch ungültig.
Hierbei ist es vollkommen unwichtig, welche befehlsberechtige Person seine Befehle in welcher Reihenfolge erteilte. Wenn also der erste Befehl vom Admiral selbst kam und ein späterer von einem Fähnrich, dann wird der Befehl des Fähnrichs ausgeführt. Vielleicht hat sich die Situation geändert, vielleicht haben sich Admiral und Fähnrich abgesprochen. All das kann der einfache Seemann nicht wissen und es muss ihn auch nicht interessieren. Der letzte Befehl gilt. Sollte es die Situation zulassen, dann empfiehlt es sich auf jeden Fall, den Befehlsgeber auf bereits erteilte Befehle hinzuweisen. Vielleicht wird der Fähnrich seinen Befehl nochmals überdenken, wenn er von der Anweisung des Admirals hört. Ansonsten bleibt es dabei: Der letzte Befehl gilt.

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Wie verhalte ich mich bei ungültigen Befehlen?
Es gibt eine Vielzahl von Befehlen, die nicht gültig sind. Das Amtsostarisch kennt dafür den Begriff des Nicht-Befehls. Dies reicht von einem Befehl, der von einer nicht befehlsberechtigen Person erteilt wird bis hin zu echten und offensichtlichen Verstößen gegen die Halsgerichtsordnung. Wie schon erwähnt, ist die Grenze, welche Befehle befolgt werden müssen, fließend. Aber manchmal ist vollkommen klar, dass eine gewisse Grenze überschritten ist. Wenn der volltrunkene Stückmeister einen Matrosen anweist, einen anderen Matrosen zu verprügeln, dann ist das sicher nicht im Sinne des Schiffes. Auch die Anweisung des Bordarztes zu einem Kurswechsel ist mehr als fraglich. Es gibt hier verschiedene Möglichkeiten, wie man sich hier verhalten kann und sollte.
Bei Kleinigkeiten sollte man darüber nachdenken, den Befehl auszuführen, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Wenn also der Smutje einen Matrosen anweist, Kartoffeln zu schälen, dann ist es keine Schande, diesem Wunsch auch nachzukommen. Bei Ablehnung würde der Smutje vermutlich bei einem Offizier Küchenverstärkung anfordern, und der Smutje würde dann Matrosen zugeteilt bekommen. Auch die Offiziere wissen schließlich: Ohne Mampf kein Kampf. Und so wäre das Ergebnis das gleiche, nur mit einem Umweg. Wenn der Kapitänssekretär einen Matrosen anweist, einen Becher Wasser zu bringen, dann sollte man dem aus Respekt auch nachgehen. Der Sekretär hat zwar eigentlich keine Befehlsgewalt, aber der kluge Matrose weiß die Position zu würdigen.
Wenn der Schiffsarzt einen Kurswechsel befiehlt, dann empfiehlt es sich, ihn auf die fehlende Befehlsgewalt hinzuweisen. Noch besser wäre es, ihn an den Wachoffizier zu verweisen. Dort kann das Problem dann auf Augenhöhe gelöst werden. Vielleicht gibt es für den Befehl tatsächlich legitime Gründe, dann kann der Offizier den Befehl gut heißen, genehmigen und umsetzen lassen.
Wirklich schwierig wird es, wenn offensichtliche Straftaten begangen werden sollen, wie ein befohlener Diebstahl, der offensichtlich nur der persönlichen Bereicherung dient. Hier gibt es nur einen Weg: Sofort einen Offizier aufsuchen und den Missstand melden.

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Möchte sich jemand beschweren?
Jeder hat das Recht, sich über ungerechtfertigte Befehle oder schlechte Behandlung zu beschweren. Auch hier sind natürlich Regeln zu beachten:

  1. Der Befehl ist erst einmal auszuführen, die Behandlung ist zu ertragen. Die Beschwerde kann dann im Nachgang eingereicht werden.
  2. Die Beschwerde ist bei einer höheren Stelle einzugeben als der Befehlsgeber inne hat. Wurde der Befehl also von einem Fähnrich erteilt, so muss die Beschwerde mindestens an einen Leutnant gehen.
  3. Es empfiehlt sich, zwischen Befehl und Beschwerde etwas Zeit verstreichen zu lassen, am besten eine Nacht darüber zu schlafen. Vielleicht sieht ja alles anders aus, wenn der erste Zorn verraucht ist.
  4. Man sollte sich ernsthaft die Frage stellen, ob die Beschwerde gerechtfertigt ist. Wird die Beschwerde als ungerechtfertigt angesehen werden, dann entsteht schnell der Eindruck der Verunglimpfung. Das kann Folgen haben.

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Hierarchie an Bord
Grundlage der gesamten Hierarchie an Bord sind die Dienstgrade und es ist wichtig zu verstehen, wer Gewalt über wen hat.
Insgesamt gibt es 4 Gruppen an Bord, die hier in aufsteigender Reihenfolge der Hierarchie wiedergegeben werden

Matrosen und Seesoldaten
Innerhalb dieser Gruppe wird weiter nach Erfahrung und Besoldung unterschieden (Schiffsjungen, Leichtmatrosen, Vollmatrosen). Allerdings gibt es außer der größeren Erfahrung der Älteren an Bord keine Hierarchie, die Befehlsgewalt vermitteln würde. So sollte zwar ein Schiffsjunge auf den erfahrenen Vollmatrosen hören und dessen Rat beachten, aber einfach so Befehle erteilen darf der Vollmatrose nicht.

Decksoffiziere ohne Zugang zur Messe und Korporale der Seesoldaten
In dieser Gruppe finden sich meist Schiffshandwerker und andere niedere Ränge. Sie dürfen nur jenen Personen befehlen, die ihnen im Rahmen ihrer Aufgabe unterstellt wurden. So darf zum Beispiel der Schiffszimmermann seinen Helfern Befehle erteilen, allerdings nur, wenn es sich um die handwerkliche Arbeit als Zimmerleute und die Erfüllung entsprechender Aufgaben geht.

Decksoffiziere mit Zugang zur Messe und Weibel der Seesoldaten
In dieser Gruppe finden sich die für das Schiff wichtige Experten, wie zum Beispiel Schiffsarzt, Navigator oder Segelmeister. Sie dürfen allen an Bord (in seltenen Ausnahmen sogar den Offizieren!) Befehle erteilen, diese Befehle sind aber an das Fachgebiet des Decksoffiziers gebunden. Während also die Anweisungen des Bordarztes zu Gesundheitsfragen allgemein bindend sind, sollte diese Person Befehle zur Besegelung besser unterlassen.

Marineoffiziere und Offiziere der Seesoldaten
Diese Gruppe stellt die oberste Ebene der Befehlsstruktur an Bord dar. Und neben ihrer fundierten Ausbildung stellt diese Gruppe noch eine weitere Besonderheit dar, denn innerhalb der Offiziere an Bord gibt es eine genau festgelegte Hierarchie an Bord, die auch die Befehlsgebung untereinander erlaubt. So darf ein Leutnant durchaus einem Fähnrich Befehle geben. Diese Befehlskette innerhalb einer Gruppe gibt es nur bei den Offizieren. Die Rangfolge der Offiziere in der ostarischen Marine lautet: Fähnrich, Leutnant, Marinehauptmann, Kapitän, Kommodore, Admiral. Bei Bedarf – meist im Kriegsfall – können die Admiralsränge noch weiter unterteilt werden. Dem einfachen Seemann kann das aber egal sein. Man wird wohl auf keinem Schiff mehr als einen Admiral finden. Außer zum Dinner.
Bei den Seesoldaten lauten die Offiziersränge Fähnrich, Leutnant, Hauptmann und Obrist. Allerdings ist auf Schiffen in der Regel nur ein Offizier im Rang eines Leutnants oder Hauptmanns stationiert. Dieser Offizier untersteht dem Kapitän.

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Befehlsgewalt
Da nun jeder an Bord genau weiß, zu welcher Gruppe er gehört und wer über oder unter ihm steht, ist der halbe Weg zur klaren Befehlsgebung schon begangen. Es bleiben noch vier Regeln, die zu beachten sind, mit denen die Befehlsgewalt dann völlig geklärt ist. Diese vier Regeln gelten in genau dieser Reihenfolge. Regel 2 wird erst betrachtet, wenn Regel 1 nicht greift, und so weiter.

  1. Befehlsgewalt auf Grund des Dienstgrades
  2. Jemand im höheren Rang darf jemandem in niederem Rang Befehle geben. Beispiel: Ein Leutnant und der Segelmeister sind zugegen. Der Leutnant ist Offizier, der Segelmeister nur Decksoffizier mit Zugang zur Offiziersmesse. Damit ist der Rang des Leutnants höher, er hat die Befehlsgewalt.

  3. Befehlsgewalt auf Grund der Position
  4. Wenn 2 Personen den gleichen Rang haben, dann ist diejenige befehlsberechtigt, die die höhere bzw. wichtigere Position bekleidet. Beispiel: 2 Leutnants sind zugegen. Da sie beide Offiziere von gleichem Rang sind hilft Regel 1 nicht weiter. Einer der beiden ist aber der Erste Offizier und damit in der wichtigeren und höheren Position. Damit hat er Befehlsgewalt.

  5. Befehlsgewalt auf Grund eines Befehls
  6. Wenn Rang und Position gleich sind, dann kann die Befehlsgewalt auch von höherer Stelle befohlen werden. Beispiel: 5 Seeleute sollen eigenständig eine Aufgabe erfüllen. Alle fünf sind Matrosen, keiner hat eine besondere Position. Also befiehlt der Leutnant, dass einer der fünf die Befehlsgewalt bis zur Erfüllung der Aufgabe hat. Der Leutnant achtet dabei natürlich darauf, dass er denjenigen der fünf zum Anführer macht, der dazu am besten geeignet ist.

  7. Befehlsgewalt auf Grund einer besonderen Situation
  8. Es mag außergewöhnliche Situationen geben, in denen niemand anwesend ist, der von Rang, Position oder Befehl her befehlsberechtigt ist. Dann übernimmt derjenige das Kommando, der die Initiative ergreift. Das sollte der erfahrenste der Gruppe sein. Er kündigt das mit den Worten "Ich übernehme das Kommando!" an. Er ist dann befehlsgebend, bis die Situation aufgelöst ist. Beispiel: Zehn Seeleute bilden zusammen mit einem Offizier ein Erkundungskommando bei einer Landexpedition. Der Offizier wird vom Feind getötet. Ein Matrose erklärt "Ich übernehme das Kommando!". Dieser Matrose hat nun die Befehlsgewalt, bis die Gruppe wieder wohlbehalten im Lager ankommt. Da ein ausgebildeter Späher unter den Matrosen ist, sollte eben dieser die Aufgabe übernehmen, da er hier der geeignetste ist. Es muss sicher nicht weiter erwähnt werden, dass diese Regel nur in Notfällen angewendet wird und werden darf.

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Sonderstellung: Wache
Eine Sonderstellung hat an Bord die Ruderwache oder bei Landeinsätzen die Lagerwache inne. Der Wachhabende Offizier ist auch bei niedrigerem Rang während der Wache wie ein Leutnant zu behandeln. Die wachtuenden Seeleute sind während der Wache dem Wachhabenden Offizier unterstellt. Den wachtuenden Seeleuten können natürlich auch noch die anderen Offiziere Befehle erteilen. Allerdings sollte bedacht werden, dass die Befehle nicht mit dem Wachdienst in Konflikt stehen dürfen.

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Zivilpersonen an Bord
Zivilpersonen an Bord sind immer Sonderfälle. Je nach Grund des Aufenthalts an Bord und Stand im zivilen Leben ist auch Zivilisten entsprechender Respekt zu erweisen. Als Daumenregel sollte ein Seemann einen Zivilisten an Bord einfach so behandeln, wie einen Vorgesetzten. Üblicherweise wird zu Beginn der Reise ein entsprechender Befehl ausgegeben.

  1. Hohe Beamte, Botschafter, Adelige oder ähnliches werden wie Offiziere behandelt.
  2. Niedere Beamte und Wissenschaftler werden wie Decksoffiziere mit Zugang zur Messe behandelt.
  3. Sonstige Zivilisten werden wie Decksoffiziere ohne Zugang zur Messe behandelt.

Zivilpersonen haben damit eine gewisse Befehlsgewalt, die ihre persönlichen Belange betrifft. Darüber hinaus ist es ihnen aber nicht erlaubt, Befehle zu geben. Hier sind natürlich Ausnahmen möglich.

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Folgen der Befehlsverweigerung
Die Folgen der Nichtbeachtung der Befehlskette oder von Befehlen, ob nun wissentlich oder unwissentlich, sind in der Dienstvorschrift "Disziplinarische Maßnahmen an Bord" (DiVo-DisziMaBo) geregelt. Eine wissentliche Verweigerung wird fast immer als Meuterei angesehen, was zumindest mit schwerem Arrest bestraft wird. Da aber die ganze Dienstvorschrift eine Auflistung von Strafen, Maßregelungen und Restriktionen ist, soll der geneigte Leser nicht damit gequält werden.

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Zwei Welten auf einem Schiff? Befehle zwischen Seesoldaten und Matrosen
Es entsteht oft der Eindruck, dass Matrosen und Seesoldaten an Bord nichts miteinander zu tun hätten. Andere Aufenthaltsbereiche, andere Vorgesetzte, andere Kleidungsfarben. Daher glauben viele, dass auf einem Schiff die Besatzung zwischen Seeleuten und Rotröcken zweigeteilt ist und sie mehr oder weniger zufällig am gleichen Ort sind.
Tatsächlich ist dies ein Irrglaube. Seesoldaten, deren Unteroffiziere und Offiziere haben die gleichen Rechte und Pflichten an Bord wie alle anderen, denn sie sind als Teil des ostarischen Seesoldatenregiments ein vollwertiges Mitglied der Marine und unterstehen nicht dem Landheer, sondern der Admiralität zu Ankur. Im Gefecht unterstützen sie vor dem Enterkampf die Geschützmannschaften und ihre Waffen werden vom Stückmeister verwaltet und gewartet. Seesoldaten stehen auch auf See zusammen mit Matrosen Wache und wenn der Sturm tobt, dann müssen auch mal Seesoldaten an die Leinen. Beim Enterkampf ist es so, dass so mancher Matrose an der Seite der Soldaten das Entermesser schwingt. Der Hauptunterschied ist die Ausbildung. Während der Matrose im Wesentlichen mit dem Unterhalt und der Bedienung des Schiffes betraut ist, steht beim Seesoldat das Gefecht im Vordergrund.
Somit ist aber auch klar, dass für Seesoldaten und Matrosen die gleichen Befehle gelten. Korporale der Seesoldaten entsprechen in Rang und Befehlskraft den Decksoffizieren ohne Zugang zur Messe, die Weibel entsprechen den Decksoffizieren mit Zugang zur Messe. Sie können den ihnen unterstellten Personen Befehle nach bekannten Regeln geben, egal ob deren Rock blau oder rot ist.
Offiziere, egal ob Seemann oder Soldat, haben die gleichen Rechte und Befehlsmöglichkeiten. Auch hier unterscheidet sich die Ausbildung, und für gewöhnlich wird sich jeder auf sein Fachgebiet beschränken.
Im Allgemeinen ist es üblich, dass der höchstrangige Seesoldat die Befehlsgewalt im Nahkampfgefecht übernimmt. Dies wird über die Regel 2 (Befehlsgewalt auf Grund der Position) abdeckt und kann im Zweifelsfall durch einen entsprechenden Offiziersbefehl bestärkt werden.
Kurzum: Die an Bord der Schiffe gelebte Trennung von Seesoldaten und Matrosen hat nichts mit einer tatsächlich vorhandenen Zweiteilung zu tun. Es ist eine Mischung aus Aufgabengebiet, Standesdünkel und Tradition. Und die Tradition ist schließlich heilig!

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Spezielle Befehle
Zu guter Letzt sei gesagt, dass es speziell für Offiziere noch vielerlei Sonderfälle gibt. Schriftliche Befehle, Tätigkeitsaufträge, Missionsprofile und vielerlei mehr. Ziel hierfür ist es, über lange Zeit oder über weite Distanzen Befehlssicherheit zu gewährleisten. All dem ist aber gemein, dass diese Formen schriftlich verfasst und so alle Sonderrechte und Ausnahmeregelungen schwarz auf weiß festgehalten werden. All das liegt aber weit jenseits dessen, was der gewöhnliche Seemann zu wissen hat.