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36 n. A. III. - Xant

Auszüge aus dem Logbuch des 7. Landungsunternehmens

12. -14. Tag des 3. Helios 36 n. A. III.

 

Anmerkung: nachdem auf der Insel Tikaahahualula ein seltsames Steinportal durch Magister Martin Schwichtenberg untersucht wurde, geschah es, dass der Schiffsjunge Skip von dem Portal eingesaugt wurde. Nachdem der zur Rettung ausgesandte Seesoldat Arnheim Nietnagel ebenfalls nicht zurückkehrte, folgte das gesamte Landungsunternehmen den Verschollenen durch das Tor ins sagenhafte Zauberland Xant.

 

12. Tag des Reifemond 36 n. A. III., Mittagsstunde:

Wind aus Nordost. Es ist bewölkt, ab und zu nieselt es. Die Vorhut macht sich auf, um in Xant nach einem geeigneten Platz zu suchen. Die Vorräte müssen aufgestockt werden. Nach einem halben Tagesmarsch haben wir einen Platz ausfindig gemacht, der für eine solche Mission brauchbar ist. Er ist in der Nähe eines Dorfes, in dem vermutlich auch Markttage abgehalten werden.

 

10. Abendstunde

Nachdem die Vorhut das herzöglich-ostarische Lager aufgebaut und befestigt hat, traf am späten Abend die Nachhut in sehr desolatem Zustand ein. Die Mannschaft hat sich einer Reisegruppe angeschlossen, die auf dem Weg von Werwölfen oder ähnlichem Getier überfallen wurde. Es sind viele Verletzte zu beklagen. Es handelt sich überwiegend um Kratz- und Bißwunden. Frau Wolkenstein sieht ein blaues Murmeltier, wo gar keines ist. Leutnant von Nigramsfall singt unflätige Lieder, was laut Leutnant von Kalwitten auf das Vorhandensein von Pilzsporen im Walde zurückzuführen ist.

[…]

Neben dem Platz, auf dem wir unser befestigtes herzöglich-ostarisches Lager aufgeschlagen haben, soll ein Kloster in das Erdreich gebaut worden sein. Ein anderes Kloster wurde überfallen und geschändet, 24 Brüder sind tot, es gibt einen überlebenden Bruder, der ins Dorf geflüchtet ist, namens Lupinus. Bruder Lupinus ist vom Orden des silbernen Mondes. Er hat einen Brief von einem anderen Orden, dem des Gottes Xerxes […]. Ein Kampf zwischen einem Erzengel und einem Drachen soll hier bei diesem Kloster stattgefunden haben. Im Wald befindet sich eine heilende Seherin. Eine Bäuerin drängt uns vehement, die Seherin zu besuchen und zu befragen. Die Seherin möchte aber angeblich immer eine Gegengabe haben.

 

13. Tag des Reifemond 36 n. A. III, 9. Morgenstunde

Vorkommnisse in der Nacht (Bericht von Leutnant von Nigramsfall): Ein Trupp hat die Seherin im Wald aufgesucht. Auf dem Hinweg gab es keine besonderen Vorkommnisse.

Die Seherin befindet sich in einem Lager mit Leprakranken, sie ist selbst sehr hässlich, möchte aber über ihr Aussehen sehr viel Lob. Die Verhandlungen, ein Heilmittel zu bekommen, waren sehr zäh. Ein gewisser Herr Runkel hat zu Ehren der Seherin ein Lied gesungen, sollte daraufhin bei ihr bleiben, wollte dies aber nicht. Er wird heute zur Mittagsstunde wieder zu ihr aufbrechen und wird dann von ihr das Heilmittel bekommen.

Die Seherin berichtete, dass der Drache, der gegen den Erzengel kämpfte, wohl doch nicht tot sei. Man solle ein Ritual abhalten, um den Drachenhort zu betreten. Eine genaue Beschreibung des Rituals in der Anlage, hier eine kurze Zusammenfassung:

Mehrere Eigenschaften müssen vorhanden sein, Menschen sollen sich in mehrere Kreise aufteilen, im inneren Kreis sind es 8 Personen. Mit diesem Ritual komme man in den Drachenhort. Wichtig: man brauche einen Besen. […]

Am frühen Morgen haben sich Waldschrate dem Lager genähert und uns gebeten, irgendwelche feindlichen Pilze zu vernichten. Einige fremde Reisende haben Pilze vernichtet, die Morgenwache hat ihren Posten nicht verlassen.

 

Mittagsstunde

Ein Spähtrupp unter Leutnant Dietreich von Kalwitten traf im Wald auf einige Bewohner des benachbarten Dorfes, die von Orks verfolgt wurden, welchen sie angeblich die Waffen gestohlen hätten. Unsere Männer geleiteten die Dörfler bis zum Lager, wo aber ob der Übermacht nicht verhindert werden konnte, dass der Streit zwischen Ork und Mensch wieder aufflammte und die meisten der Dörfler den Tod fanden. Jedoch konnten eine einheimische Schwangere und ihre Schwester sich ins befestigte herzöglich-ostarische Lager retten und wurden sogleich von Doktor Schröpfenbeck versorgt, da die Niederkunft kurz bevor stand. Schließlich wurde durch die Hände des Doktors ein gesunder Junge geboren, wogegen die Mutter die Entbindung leider nicht überlebte. Verzweifelt über den Verlust nahm sich deren Schwester das Leben. Die beiden Säuglinge befinden sich nun in der Obhut von Doktor Schröpfenbeck. Der Junge: Rolo Angilbert, das Mädchen: Anna Imelda. Schließlich fand sich eine Amme, die sich um die beiden Kinder kümmert.

 

2. Mittagsstunde

Eine Delegation und Herr Runkel waren erneut bei der Seherin. Wir sind nun in Besitz eines Tranks, und die Seherin meinte, dass dieser Trank nur einmal angewendet werden könne.

Es gebe wohl ein Schattenfeuerartefakt. Die Reisegruppe von Herrn Runkel hat 7 Kämpfer, die sich uns anschließen könnten […]

Weitere Informationen, die unsere Ohren erreichten: Hinter dem befestigten herzöglich-ostarischen Lager befindet sich ein Tor. Ein Reisender hat dieses Tor berührt und hatte eine Vision von einem Eisdrachen. Das Schwert des Erzengels soll wohl existieren, oder ist nur ab und zu da (weil es zwischen den Welten wandert). Der Eingang des hiesigen Klosters soll wohl in der Taverne sein. […]

 

[Es folgt eine Ausgliederung des Logbuchs durch Frau Elisabeth Wolkenstein, Navigatorin:]

 

13. Tag des 1. Xurl 36, früher Nachmittag

Da die Situation vor Ort sich weiter verschärft, wird überall nach Lösungen gesucht. Eine Nachricht erreicht unser Lager, dass man Anweisungen zu einem Ritual habhaft werden konnte, das Zugang zu jenem bereits durch die Seherin erwähnten Eisdrachen gewähren könne. Die Herkunft des Rituals ist mir leider unbekannt, da ich zu diesem Zeitpunkt die Versuche von Dr. Oberleitner und Skip verfolge, ein Destillat aus dem Lykantropie-Heiltrank herzustellen. Das Ritual verlangt offenbar nach vier verschiedenen Paarungen von Eigenschaften oder Emotionen: Stärke – Schwäche, Mut – Feigheit, Freude – Trauer, Liebe – Hass, dazu die Anwesenheit von acht Magiern und ebenso vielen bewaffneten Ritualwächtern. Frau von Oggnitz sichert die Teilnahme der Seesoldaten als Wächter zu, äußert aber auch gleichzeitig den Wunsch, eine Person aus unseren eigenen Reihen mit zum Drachen zu schicken. Da es in der derzeitigen Situation nicht sinnvoll erscheint, einen Offizier durch eine Einzelmission zu binden, und auch sonst kaum jemand entbehrt werden kann, entscheide ich, mich für die Aufgabe zu melden. […]

Da mehrere Gerüchte im Lager und offenbar auch eine Empfehlung der Seherin darauf hinweisen, zum Eisdrachen einen Besen mitzubringen, hatte die Kommandantin bereits den Erwerb eines einfachen, haushaltsüblichen Exemplars veranlaßt, welches mir nun ohne weitere Anweisungen ausgehändigt wird.

Als Ritualplatz wird eine große Wiese ausgewählt, die bald einem Ameisenhaufen gleicht. […] Nach einigen Versuchen gelingt es den Teilnehmern des Rituals, sich in drei konzentrischen Kreisen aufzustellen. […] Die konzentrischen Kreise beginnen sich zu drehen, die Sprüche werden aufgesagt, und dann plötzlich ist es tiefschwarz und eiskalt um mich herum. Offenbar stehen wir acht in einem engen Gang, dessen Wände aus Eis sind. […es folgt eine Beschreibung der Erkundung eines fallengespickten Eislabyrinths…].

 

EisdracheVor mir liegt ein riesiger Drache, sein Kopf misst schätzungsweise 4 Ellen in der Länge, 2 in der Breite und 2,5 in der Höhe. Der Körper des Drachen verschwindet in der Höhle unter Schneemassen und großen Eiszapfen. Wände und Boden der Höhle bestehen aus glitzerndem Eis und funkelnden Eiszapfen. Die weißen Wolken sind der Atem des Drachen, und sie sind so kalt, dass man bereits in ihrer Nähe den Frost auf der Haut und durch das Gewand spürt. Ich versuche, ihnen möglichst ruhig auszuweichen. Die Augen des Drachen, so groß wie Honigmelonen, sehen mich aufmerksam an. Ich halte es für klüger, auf ein Knie zu sinken und den Drachen mit gesenktem Kopf zu begrüßen. Dass ich nicht sofort gefressen werde, nehmen meine Begleiter zum Anlaß, nun auch durch den Spalt zu kommen. Immerhin folgen sie meinem knienden Beispiel, und der Drache bleibt soweit gesprächig. […]

Es stellt sich heraus, dass die von uns so genannten "Weißkittel" die "Horde" genannt wird. Sie würden ebenfalls nach dem Schwert "Schattenfeuer" suchen, um seine Macht zu nutzen. Der Drache haßt Schattenfeuer, weshalb er uns helfen wird, das Artefakt zu zerstören. Zuvor müssten wir aber noch zwei Prüfungen bestehen, mit denen wir uns als würdig erweisen sollen: Die erste Prüfung besteht darin, den Goldenen Helm des Erzengels Wolfgang aus seinem Grab zu holen und ihn zu bringen. Die göttliche Barriere läßt sich dadurch aufbrechen, dass man zwei Liter Jungfrauenblut vor dem Eingang versprengt. Sobald wir den Helm haben, wird er uns wieder zu sich holen. […] Damit nicht genug: Wir dürfen niemandem von dieser Aufgabe berichten, keiner darf uns dabei helfen, sie ist eine Prüfung für uns acht allein. Der Drache verweist uns auf die Statue im Vorraum, durch die leuchtende Kugel wird er uns ständig beobachten. Sollte auch nur einer von uns ein Wort verlauten lassen, würden wir "die Konsequenzen tragen". […]

Im selben Augenblick befinden wir uns kniend mitten auf der Wiese zwischen den Zelten. Erschrocken laufen Leute auf uns zu, einige meiner Begleiter werden von ihren Freunden erleichtert umarmt, man hatte uns offenbar schon aufgegeben. Ich kehre ins Lager der Marine zurück und werde mit Hochrufen begrüßt, was mich angesichts der ganzen Anspannung sehr aufbaut. Da ich völlig durchgefroren bin, stapfe ich erst einmal wild entschlossen an den Offizierstisch und kippe zwei Tassen heißen Tee hinunter, bevor ich Meldung mache. Dies wird stillschweigend toleriert. Leider fällt der erwartete Bericht äußerst kurz aus, da ich nur die Rahmenbedingungen nennen kann, aber über die genauen Umstände der Aufgabe ja nichts verraten darf. Verständlicherweise reagiert Fr. v. Oggnitz etwas ungehalten, aber ich kann nichts weiter sagen, als dass über mir ein großes, sehr wachsames Drachenauge schwebt, das alles, was ich sage oder tue, genau beobachtet. Als ich berichte, dass der Drache etwas von uns verlangt, was moralisch höchst bedenklich ist, verbietet sie mir rundweg, dergestalt zu handeln. Auch wenn wir damit alle Anwesenden vor den bösen Mächten hier retten? Wir stecken in einem Dilemma.

 

Dunkelelf[…] Wir Acht Auserwählten beraten hin und her, es ist ja schlicht unmöglich, von Lager zu Lager zu marschieren und nach einer Jungfrau zu fragen. Zwei Liter Blut sind zudem eine lebensgefährliche Menge, und wenn auch nur der Verdacht entsteht, wofür wir sie brauchen, werden von einigen Anwesenden hier sicher sofort ein paar Scheiterhaufen errichtet. […] Schließlich machen wir uns einzeln auf den Weg durchs Lager, um potentielle Jungfrauen auszuspähen. Sodann könnte man sie unter einem Vorwand weglocken, schlafen legen, Blut abnehmen, heilen und mit einem Vergessenszauber belegen. Das ist alles sehr hinterhältig und verursacht mir Bauchschmerzen, aber wir haben keinen besseren Plan. Aus Rücksicht auf die betroffene Person möchte ich mich im Folgenden auf das Nötigste beschränken: Es gelingt mir tatsächlich, auf gut Glück eine Jungfrau ausfindig zu machen, die sich sogar bereit erklärt, freiwillig Blut zu spenden, wenn es mit ihrem Gewissen vereinbar wäre. […] Das Blut wird entnommen, die Person geheilt und mit einem Vergessenszauber belegt. Da ich mein Wort gegeben habe, die Identität dieser Person geheim zu halten, muss dies an Informationen genügen.

 

In größtmöglicher Heimlichkeit versammeln wir sieben (die "Feigheit" ist inzwischen ihrer eigenen Dummheit zum Opfer gefallen) uns nun vor der göttlichen Barriere zum Wolfgangsgrab, und verschütteten das Blut vor dem Eingang. Augenblicklich hebt ein tosendes Spektakel mit Funkenregen, Feuer, Pfeifen, Heulen und Windstößen an, so dass nun jeder im gesamten Lager wissen dürfte, was vor dem Grab passiert. Wir sind noch nicht ganz im Inneren, sammeln sich schon die ersten Neugierigen und wollen mit. Aurelius ("Hass") und Solingen ("Mut") halten sie uns vom Leib, während wir feststellen, dass uns drinnen eine große Steinplatte den Weg versperrt. Darauf abgebildet ist ein Drache, der mit einem Engel mit Schwert kämpft, die Darstellung der alten Ortssage. Dieses Mal habe ich auch eine Laterne bei mir, dennoch sind keine Schlösser oder sonstige Mechanismen zu erkennen. […] Schließlich kann ein Zigeuner namens Brack, mit eigenartigen Zaubern das Steinportal öffnen.

Dahinter befindet sich eine kleine Gruft, in deren Mitte ein Steinsarg steht. Mit vereinten Kräften verschieben wir den Deckel, nicht ohne angemessene Entschuldigung, darunter kommt ein Skelett und ein strahlend goldener Topfhelm zum Vorschein. Aliena, eine der Auserwählten ("Freude"), streckt ihre Hand danach aus, woraufhin wir sofort beim Drachen wieder auftauchen. Der Drache läßt den Helm vor sich niederlegen und verhehlt nicht seine Freude über das Beutestück. […]

 

Nun aber steht die zweite Aufgabe an: Wir sollen einen Werwolf fangen und lebend zu ihm bringen! […] Der Drache erklärt weiter: Das im Kloster aufbewahrte Schattenfeuer hätte immer mehr auf die Umgebung ausgestrahlt. Zuerst wären die Mönche selbst dem Wahnsinn verfallen, dann hätten sich die vier an sich friedlichen Völker des Waldes in Ungeheuer verwandelt. Als wir nun die göttliche Barriere vor dem Grab zerstört haben, hätten wir damit das Böse endgültig in die Welt gelassen. Inzwischen würden draußen zahllose, außer sich geratene Waldwesen das Lager angreifen, angeführt von vier Elementaren, die nicht zu besiegen seien. Wenn wir den Wolf fangen, gibt uns der Drache den Schlüssel zu seiner Bibliothek, aus der wir genau ein Artefakt entnehmen dürfen, dass uns hilft die Elementare zu bannen. Jeder von uns darf eine weitere Person mitnehmen, die wir berühren müssen, nachdem wir den Werwolf haben. Nach der Bannung der Elementare erhalten wir jeweils ein Stück zu einer Waffe, die Schattenfeuer zerstören kann.

 

Wir finden uns darauf in der Gruft wieder. […]. Als ich ins Lager zurückkomme, hat sich einiges verändert: Bei Lynn Sandakar und Leutnant v. Nigramsfall ist anscheinend die Werwolfkrankheit ausgebrochen, sie sind gefesselt und geknebelt. Nietnagel wurde verwundet, auch andere tragen Verbände. Die Offiziere sind schwer beschäftigt. Dennoch bestehe ich auf einer sofortigen Besprechung, die Zeit drängt. Da ich unter dem derzeitigen Druck wenig Rücksicht auf das Protokoll nehme, räumt mir Fr. v. Oggnitz viel Geduld und Toleranz ein, was ich ihr hoch anrechne. Ich melde der Kommandantin und Leutnant von Kalwitten so präzise, wie es die vertrackte Situation erlaubt, was vor sich geht und wie dem begegnet werden kann. Meine Frage nach einer geeigneten Person als Begleitung für die Bibliothek wird erörtert, und Leutnant von Kalwitten erklärt sich dazu bereit. Der Aufenthaltsort von Schattenfeuer ist bis jetzt jedoch unklar und soll nun vom Lager aus ausfindig gemacht werden.

Als ich danach Lynns Zustand näher in Augenschein nehmen will, nähern sich zwei schwarze Gestalten mit rot leuchtenden Augen. Ich kenne die Gefahr (noch) nicht, und Lynn will mich zwar warnen, kann sich aber nicht verständlich machen. Ein kräftiger Schlag ins Gesicht läßt mich taumeln und mehrere Augenblicke lang verwirrt durch die Gegend laufen. […]

Möglichst ungesehen schleichen wir uns zur Brücke in den Wald. […]

Katla der TrollKaum sind wir über die Brücke, beginnt schon das Geheul, und drei Werwölfe stürmen auf uns zu. Leider tritt nun etwas ein, womit keiner von uns wirklich gerechnet hat: Hinter uns tauchen plötzlich Kämpfer aus dem Lager auf, die uns beschimpfen und versuchen, uns zurück über die Brücke zu ziehen. In ihren Augen provozieren wir schließlich einen Angriff. Das alles kostet Zeit und stiftet Verwirrung. Ein Werwolf rennt auf mich zu und ich konzentriere mich auf die Abwehr, da bricht seitlich aus dem Gebüsch ein weiterer. Ehe ich reagieren kann, erhalte ich einen heftigen Prankenhieb quer über den Rücken. Mir wird kurz schwarz vor Augen, und als ich mich wieder aufrapple, sehe ich den ersten Werwolf direkt vor mir. Da taucht Katla der Troll ("Stärke") auf und wirft sich mit lautem Gebrüll dazwischen, so dass ich mich über die Brücke zurückziehen kann. In dem ganzen Geschrei steht plötzlich Fr. v. Oggnitz neben mir und will eine Erklärung, die ich nicht geben kann. Sie folgert jedoch selbst das Richtige und weist mich auf eine Mantelbrosche hin, die derzeit im Besitz des Korporals sei. Sie würde Schutz vor Werwölfen gewähren. In meinem Kopf dreht sich alles, und mir fällt nur eines ein: Dr. Schröpfenbeck. Ich schleppe mich ins Lager, in dem extreme Wuhling herrscht: Noch mehr Verwundete liegen herum, abwechselnd geistern Rotaugen und Nymphen durch die Zelte. Direkt vor mir bricht Sekretärin Wilhelmine Buchbinder zusammen. Dr. Schröpfenbeck gibt mir aus Zeitmangel kurzerhand ein Fläschchen mit Heiltrank und ist auch schon fast wieder verschwunden; ich frage ihn schnell nach dem Korporal; der sei auf dem Weg zur Brücke. Von dort kommen immer noch laute Schreie. Mit dem Fläschchen in der Hand stürme ich los, das Gelingen der Aufgabe ist jetzt wichtiger. Als ich Korporal Meinrad finde, drückt der mir sogleich die Brosche in die Hand, da wird unmittelbar neben mir ein Werwolf zu Boden geworfen und überwältigt. […]

 

Als ich ins Lager komme, liegt Leutnant von Kalwitten schwer verletzt am Boden. Er kommt zu sich und ich verabreiche ihm vorsichtig meinen Heiltrank. Ich frage, ob er immer noch mit zum Dachen kommen möchte, und er stimmt zu. Als ich ihn berühre, sind wir auch schon in der Höhle. Der Werwolf kauert sich ängstlich vor dem Drachen zusammen, ich will gar nicht wissen, was er mit ihm nun anstellen wird. […] Der Drache erklärt noch einmal, dass wir in der Bibliothek nach einem Dokument suchen sollen, auf dem verzeichnet ist, wie man die Elementare bannt. Und er verbietet uns ausdrücklich, mehr als einen Gegenstand von dort mitzunehmen. Es sagt das fast hämisch grinsend, und mir schwant Übles. Vor ihm liegt nun eine Kugel aus rotem Kristall, dies wäre der Schlüssel zu seiner Bibliothek. Ein Imp führt uns durch weitere dunkle Gänge vor ein großes Steinportal, in das ein Totenschädel eingelassen ist. Dieser weigert sich erst, die Tür für jemand anderen als den Drachen zu öffnen, gibt aber dann überrascht nach, als er den roten Kristall sieht.

 

Die PutzfrauAls das große Portal aufschwingt, erwarten wir sicher einiges, aber nicht das: Eine weißhaarige, totenblasse Putzfrau mit Lockenwicklern, Kittel und einem Staubwedel in der Hand steht uns gegenüber und keift: "Wollt ihr etwa alle hier rein? Schuhe ausziehen, sofort! Ich hab gerade gewischt!" Ich denke spontan an unsere Putzfrau im Gouverneurspalast: Wer jemals Frau Ratibors Zorn auf sich gezogen hat, den kann keine Putzfrau der Welt mehr schrecken. […] Als sich alle in der Wunderkammer befinden, schließt sich hinter uns das Portal, und wir sind gefangen. Die Putzfrau hat nun schimpfend ihren Besen zur Hand genommen und beginnt wild zwischen uns zu kehren. Im gleichen Augenblick denke ich "Bei Xurl! Der Besen!!" Den habe ich vor dem Kampf mit den Werwölfen bei der Brücke abgelegt, und dann ging alles drunter und drüber. Und jetzt weiß ich endlich, wozu wir ihn gebraucht hätten... […] Wir haben in der Kammer gerade so Platz, dass sich jeder noch umdrehen kann. Es gibt einige Regale, und an der Wand hängen verschiedene Artefakte. Als erstes fällt uns der Goldene Helm auf und darunter ein goldener Brustharnisch. Beides ist mit einem Zettel beschriftet, der meine schlimmsten Vorahnungen wahr werden läßt: Alles hier ist in einer fremden Sprache oder doch wenigstens in einer unbekannten Schrift geschrieben. Grob geschätzt liegen in den Regalen gut 40 Pergamentrollen verteilt. […] Auf dem Zettel unter dem Harnisch steht eindeutig "Rüstung des Erzengels", damit hätten wir wenigstens schon ein paar Buchstaben. Zwei Leute nehmen Schreibzeug zur Hand und beginnen einen Buchstabenschlüssel zu erstellen, doch schnell stellt sich heraus, dass das Übersetzen jedes einzelnen Dokuments viel zu lange dauern würde.

An der Wand hängt ein goldener Spiegel mit der Aufschrift "Veritas". […]

Da zieht Leutnant von Kalwitten mit geübtem Blick ein bestimmtes Dokument aus dem Stapel: Es handelt sich um einen Buchstabenschlüssel, der die gesuchte Schrift in eine weitere (unbekannte) überträgt. Allerdings ist die Liste nach dem Alphabet geordnet und kann deshalb problemlos benutzt werden. Dem Gedankenblitz eines Anwesenden folgend, übertragen wir das Wort "Bann" in die fremde Schrift und verteilen es auf kleinen Papierfetzen an alle. Wenn wenigstens 10 Leute je einen Text nach dieser Buchstabenkombination durchsuchen, sollten wir erheblich Zeit sparen. Und tatsächlich ist kurz darauf ein Dokument mit "Bann" in der Überschrift gefunden. Dummerweise handelt es sich dabei lediglich um das Ritual für den Feuerelementar. Es muss also noch drei weitere Blätter geben, was das Problem wieder in den Mittelpunkt rückt, dass wir nur eines mitnehmen dürfen. […]

Nun kommt ein weiteres Problem hinzu: Die 14 Personen in dem kleinen Raum heizen die Temperatur so stark auf, dass sich Eiszapfen von der Decke lösen. Dies wir zunehmend gefährlich und treibt uns zur Eile an.

 

[…] Inzwischen wurden alle vier Dokumente gefunden, und man beginnt, Übertragungen anzufertigen. So ist es möglich, noch ein anderes Artefakt mitzunehmen. Die Putzfrau wäre an einem neuen Besen äußerst interessiert, denn der Stiel des alten ist abgebrochen. Zwar hat sie ein schwarz-goldenes Zepter aus dem Hort am Ende befestigt, aber ein neuer wäre natürlich besser. Nur den kann ich ihr nicht bieten. Ich zeige ihr statt dessen Lynns Ohrringe, mit denen sie sich zwar im Spiegel bewundert, aber auch dies kann sie nicht zur Zusammenarbeit bewegen. Und den Drachen kann ich auch nicht auf mich aufmerksam machen. Die Abschriften sind fast fertig, und die Gruppe einigt sich darauf, den Spiegel als erlaubtes Artefakt mitzunehmen.

Wenn man denn irgendwie herauskommt. Inzwischen bin ich mir ziemlich sicher, dass es um den alten Besen der Putzfrau geht, denn den hätte man ja wohl im Tausch gegen den neuen erhalten. Ich denke zwar kurz an Gewaltanwendung, will es aber vorher noch auf andere Art versuchen: Ich nehme mein Tuch ab, befeuchte es an den Eiswänden und demonstriere ihr von Hausfrau zu Hausfrau an der Mumienhand, wie wirkungsvoll diese Methode gegenüber dem völlig veralteten Staubwedel ist. Sie nimmt interessiert die Mumienhand und mein Tuch, stellt fest, dass sie damit den Besen nun nicht mehr zusätzlich halten kann, drückt ihn mir geistesabwesend in die Hand und – ich stehe im stockdunklen Wald und es stinkt fürchterlich, mehr noch als die Trollkotze, obwohl ich das niemals für möglich gehalten hätte. Nach und nach treffen alle anderen ein, zum Teil mit ihren Schuhen in der Hand, und alle landen mit den Füßen im Misthaufen des Drachen. Der Zepteraufsatz auf dem gebrochenen Besen war wohl mit einem Müllentfernungszauber belegt....

 

EiselfeDa wir nicht weit von der Brücke gelandet sind, kehren wir so schnell wie möglich ins Lager zurück. Dieses ist nahezu ausgestorben, ich treffe nur unsere Wache an, alle übrigen mischen bereits die Taverne auf. In der Tat herrscht dort eine gute Stimmung, die Angriffe der Waldwesen scheinen inzwischen wohl nachgelassen zu haben. Ich erstatte Frau von Oggnitz einen kurzen Bericht, den sie wohlwollend zur Kenntnis nimmt. Während die Mannschaft die üblichen Lieder zum besten gibt, organisiert mir Tonio Eichberger die letzten Reste der abendlichen Gemüsesuppe, die ich dankbar vertilge. Leider bleibt mir keine Zeit, die gemütliche Runde zu genießen, denn es warten noch besagte vier Rituale. Wir wissen schließlich nicht, wann Schattenfeuer oder die Horde auftauchen wird, und bis dahin sollten wir die Waffe haben. Wenn ein weiterer Angriff im Morgengrauen stattfindet, verbunden mit den Waldwesen, stehen unsere Chancen außerordentlich schlecht.

 

Eine Analyse der Ritualtexte ergibt, dass es Nachts unmöglich ist, alle Komponenten aufzutreiben. Schließlich nehmen wir uns das einfachste Ritual der vier vor: Nach längeren Vorbereitungen zitieren wir die vorgegebenen Zeilen, und in der Tat erscheint der Feuerelementar. Es gelingt, ihn beziehungsweise sein böses Wesen zu bannen, worauf er verschwindet. Ein Rotauge überreicht Berangor ("Liebe") darauf Griff und Heft eines Schwertes. Der erste Schritt ist getan.

Da die Nacht nun bereits weit fortgeschritten ist und sich bei allen die Anstrengungen dieses Tages bemerkbar machen, beschließen wir die weiteren Rituale auf den nächsten Morgen zu verschieben. Als ich ins Lager zurückkehre, erheben sich gerade die letzten Mannschaftsmitglieder vom Lagerfeuer, um in ihre Kojen zu fallen. Ich stelle fest, dass Einzelmissionen keinen Spaß machen und ich auch gerne mitgefeiert hätte, esse noch einen weiteren Teller der leckeren Gemüsesuppe und verhole dann ebenfalls in die Hängematte. Vielleicht gelingt es uns ja morgen, für die übrigen drei Rituale noch ein paar Helfer aufzutreiben.

 

[Kehren wir zum Hauptteil des Logbuchs zurück:]

 

14. Tag des Reifemond 36 n. A. III, 10. Morgenstunde

Am Morgen gelingt es in kurzer Zeit die restlichen Elementare mit Hilfe der Rituale zu bannen. Der Wald und seine Wesen kehren zu ihrer ursprünglichen friedfertigen Existenz zurück. Schließlich marschieren die weißgewandeten Gegner, die "Horde" auf, die in den Besitz Schattenfeuers gelangt waren. Wir rüsten uns zur Schlacht. Dank des hervorragenden Einsatzes der gesamten Mannschaft, gelingt es den Gegner vernichtend zu schlagen und das Artefakt Schattenfeuer zu zerstören. Nun können wir uns endlich daran machen, die benötigten Vorräte sowie einige Ersatzspieren und Masten durch eines der Portale zurück zu den Schiffen zu schaffen […]